So handeln, daß das Pferd uns verstehen kann

Fangen wir mit einem kleinen Witz an: Zwei Pferde treffen sich am Koppelzaun. „Wie heißt du denn?“ frag das eine. „Izmir. Und du?“ „Ich glaube ich heiße „Steh!“, das sagt zumindest meine Besitzerin ständig zu mir“. Lustig? Nun nicht unbedingt, denn es zeigt ziemlich deutlich was viele Pferdebesitzer unter „Kommunikation mit dem Pferd“ verstehen. Die Menschen denken an ihr eigenes Wohlbefinden, an die Sicherheit. Erst mal nichts dagegen aber wieviele stellen sich die Frage wie das Pferd die Welt denn sieht, wie es sich damit fühlt?! Wieviel Menschen fragen sich wirklich warum ein Pferd diese oder jene Reaktion zeigt. Man erwartet von den Pferden die Sprache des Menschen zu lernen und zu gehorchen. Wir vergessen dabei, daß die Pferde aus einem sehr starken Überlebensinstinkt reagieren und daß sie sich mit Körpersprache und nicht mit Worten verständigen.

Zu alledem sind wir noch sehr oft nicht mit unseren Gedanken im Hier und Jetzt, darauf konzentriert was wir gerade tun. Ja, man sieht sogar oft Menschen mit dem Handy ans Ohr geklemmt ihr Pferd putzen. Wenn das Pferd aber nur einen Schritt zur Seite macht, wird es erinnert „Steh“! Pferde aber leben immer in der Gegenwart und vielleicht hat es nur etwas gehört, was dem Menschen entging…oder es langweilt sich..

Jeder, der ein wenig kultiviert ist findet es normal, wenn er in ein andres Land fährt, sich ein Minimum über die Sprache und die Gepflogenheiten der Menschen, die dort leben zu informieren, um sich verständlich machen zu können und die Menschen dort zu verstehen. Von Flüchtlingen und Einwanderern erwarten wir, daß sie unsere Sprache lernen und sich unserer Kultur anpassen. Nur bei den Pferden, die die Menschen einfach zu sich geholt haben, sie als Arbeits- und Kriegstiere und nun zu ihrem Vergnügen benutzen – ja in diesem Fall benutzen!, nun da scheint uns das nicht nötig zu sein. Es gibt leider immer noch nicht genug Menschen die versuchen sich die Sprache der Pferde wenigstens ein Minimum anzueignen, die versuchen die Reaktionen ihrer Pferde zu verstehen und ihnen zu helfen in unserer Welt zurechtzukommen. Viele Menschen meinen Probleme mit Befehlen wie „steh“ regeln zu können und wenn das Pferd dann nicht das macht was der Mensch will, wird es als widersetzlich bezeichnet, man greift zu härteren Methoden, denn wenn das Pferd nicht folgt, „wird es ja gefährlich“. Andere rechtfertigen sich damit daß das Pferd ja von Natur aus einen „Chef“ brauche.

Versuchen wir doch wenigstens einmal zu verstehen warum ein Pferd in dieser oder jener Situation so reagiert wie es das tut. Kein Pferd macht etwas nur um uns Menschen zu ärgern! Nein, Pferde reagieren aus ihrem sehr starken Überlebensinstinkt und tun in genau diesem Moment genau das wovon sie überzeugt sind, daß ihnen dies das Leben rettet.

Stellen sie sich doch mal vor, sie sind in einem fremden Land, verstehen die Sprache der Menschen dort nicht. Man gibt ihnen Befehle, die sie nicht verstehen. Klar begreifen sie bald daß sie, wenn sie auf diesen oder jenen Befehl nicht so reagieren wie erwartet es unangenehm oder gar schmerzhaft für sie wird. Also wird der Befahl eben befolgt. Aber wie würden sie sich damit fühlen, etwas auszuführen dessen Sinn sie absolut nicht erstehen ja der manchmal sogar absolut im Gegensatz zu dem steht, wovon sie überzeugt sind, daß es die richtige Handlung für sie wäre?!

Der Weg zur Verbundenheit